Unsere Chronik

Über die Gründung der Katholischen Kirchenmusik im Jahre 1919 selbst und über ihre Tätigkeit bis nach dem 2. Weltkrieg liegen keine schriftlichen Dokumente oder Aufzeichnungen vor. Alles was man aus dieser Zeit weiß, ist von Gründern und Bläsern über Generationen mündlich überliefert. Schließlich war die Katholische Kirchenmusik nur eine Vereinigung von Musikfreunden ohne Vereinscharakter. Erst 1949 erfolgte eine Gründung auf Vereinsebene.

 

Den entscheidenden Anstoß zur Gründung einer Kirchenmusik gab der damalige Pfarrer von Büdesheim Adam Sulzbach. Das war wohl zu Anfang des Jahres 1919. Die musikalische "Substanz" lieferte die "Dietze Kapelle", die von Heinrich Dietz geleitet wurde und bei weltlichen Veranstaltungen aufspielte. Heinrich Dietz selbst war als ehemaliger Angehöriger eines Heeres-Musikkorps wegen seines musikalischen Könnens bekannt. Dem Ruf, der Katholischen Kirchenmusik beizutreten, folgten viele junge Leute, von den Älteren "Buben" genannt. Neben Heinrich Dietz fungierten Georg Merz und Anton Braden als Ausbilder. Zweimal wöchentlich wurde geprobt, und zwar abwechselnd Melodie und Harmonie. Aufgrund des fleißigen Übens war die Kapelle bereits am "Weißen Sonntag" in der Lage, erstmals in der Öffentlichkeit aufzutreten. Übrigens wurde in der Wohnung von Heinrich Dietz, gelegentlich auch in der Wohnung seines Bruders Wendelin Dietz geprobt. Vom Weißen Sonntag 1919 an fehlte die Katholische Kirchenmusik bei keinem kirchlichen Anlass mehr; selbst in Notzeiten stand sie ihren Mann. Zeitweise hatte die Kapelle eine Stärke von fast dreißig Mann.

 

Neben kirchlichen Auftritten bereitete sich die Kirchenmusik auch für Auftritte bei allgemeinen Anlässen vor. Die Märsche beispielsweise wurden auf der Dromersheimer Chaussee eingeübt. Können und Beliebtheit nahmen zu, und schließlich war die Kapelle sowohl aus dem kirchlichen wie weltlichen Leben in Büdesheim nicht mehr fortzudenken.

 

Wie bereits erwähnt, blieb das Leben innerhalb der Katholischen Kirchenmusik auch während des 2. Weltkriegs intakt und wurde 1949 auf Vereinsbasis fortgesetzt. Darüber liegen schriftliche Unterlagen vor. So heißt es in einem ersten Protokoll vom 26. April 1949 unter anderem: "Die aktiven Bläser der Katholischen Kirchenmusik Bingen-Büdesheim wählten heute aus ihrer Mitte einen Vorstand, dem die Aufgabe gestellt wurde, den Verein auf eine Stufe zu bringen, die es ihm ermöglicht, allen musikalischen Ansprüchen des Ortes gerecht zu werden. Es ist weiterhin geplant, dem Verein durch Werbung von passiven Mitgliedern einen Rückhalt zu schaffen. Der Vorstand wurde wie folgt gewählt: 1. Vorsitzender Dekan Georg Beichert, 2. Vorsitzender Hermann Hammes, Beisitzer Philipp Braden, Karl Riffel, Karl Schlamp und Adam Schmitt, Kassierer Josef Reimann, Schriftführer Heinz Krass, Direktion Heinrich Dietz.

 

Die eigentliche Gründungsversammlung als Verein fand am 18. März 1951 im Winzerkeller statt, in der Karl Schlamp zum 1. Vorsitzenden und Hermann Hammes als Dirigent gewählt wurden. Der damalige Schriftführer Heinz Krass gab einen ausführlichen Rückblick auf die Geschichte der Katholischen Kirchenmusik Bingen-Büdesheim seit ihrer Gründung 1919 sowie die nach 1949 erfolgte Neukonstituierung und umriss in groben Zügen ihre Aufgaben und ihr Wirken in der Zukunft. Gedankt wurde allen, die sich als Pioniere für die „musica sacra“ so vorbildlich bemüht und mit der Gründung der Katholischen Kirchenmusik für ihre Heimatgemeinde einen Kulturwert geschaffen haben. Der Erhaltung dieses Werkes galten die folgenden Jahre. Das war nicht immer ganz einfach bei der immer stärker in den Vordergrund tretenden Nachwuchsfrage. Neu hinzugekommene junge Musikfreunde konnten die Lücken der aus Alters- und Gesundheitsgründen ausscheidenden langjährigen Bläser nur schwer schließen.

 

Ein Höhepunkt des Vereins im Nachkriegsleben stellte die Feier des 40-jährigen Bestehens am 6. und 7. Juni 1959 unter Beteiligung der örtlichen Vereine und auswärtiger Kirchenmusikvereine dar. Die Feier verlief in jeder Weise harmonisch, wenn man sich auch seitens der Bevölkerung eine stärkere Beteiligung versprochen hatte.

 

Zu Beginn der sechziger Jahre hatte die Kirchenmusik harte Zeiten durchzumachen. Zeitweise musste man - wie im Protokollbuch zu lesen ist - "um die Existenz des Vereins bangen". Aus mancherlei Gründen kam es zu dieser Krise. Sie zehrte zwar an der Substanz des Vereins, doch das Leben bei der Kirchenmusik ging weiter. Die Krise betraf auch mehr den Vorstand, der vorübergehend nicht voll arbeitsfähig war. So fand beispielsweise vier Jahre lang keine Generalversammlung statt. In der am 8. Dezember 1963 stattgefundenen Generalversammlung wurde Clemens Leitsch zum 1. Vorsitzenden gewählt, Karl Schlamp in Anerkennung seiner Arbeit für den Verein zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

 

Die Sorgen und Nöte in und um die Kirchenmusik wurden in den darauffolgenden Jahren nicht kleiner. lm Hinblick auf das goldene Vereinsjubiläum im Jahre 1969 erlebte der Verein zwar einen neuen Aufschwung, jedoch blieb die Frage nach dem Nachwuchs die vordringlichste Aufgabe der Verantwortlichen.

 

Das 50-jährige Jubiläum wurde dann vom 17. - 19. Juni 1969 in der "Turnhalle" unter Beteiligung von Ortsvereinen, befreundeten Gesangsvereinen und Kirchenmusikvereinen gefeiert. Ende des Jahres 1969 wurde der langjährige Dirigent Hermann Hammes durch Philipp Braden abgelöst.

 

In den Jahren 1971 und 1972 richtete sich das Engagement des Vereins sehr stark auf die Nachwuchsförderung. Diese erfreuliche Entwicklung versetzte den Verein in die Lage zeitweilig mit zwei spielfähigen Gruppen zu gleicher Zeit, verschiedene Auftritte wahrzunehmen. Die eine Gruppe bestand dabei praktisch nur aus Nachwuchsmusikern, die zweite aus den älteren und erfahrenen Musikern, die dann von Heinrich Frey musikalisch geleitet wurden, wenn beide Gruppen zur selben Zeit spielten.

 

Auf Initiative des Bassisten Fritz Kruger besuchte die Kapelle im September 1974 zusammen mit dem Bingerbrücker Freundschaftskreis Venarey-Les-Laumes. Sie nahm dort an der Reiterprozession nach Alesia teil. Alle Musiker waren in dem gastfreundlichen Ménétreux-le-Pitois, einem Nachbarort, untergebracht. Die sofort geknüpften Beziehungen bewogen den damaligen Bürgermeister von Ménétreux, Lucien Renaud, den Musikern die Freundschaft anzubieten, welche von der Kirchenmusik gerne angenommen wurde. Aus diesem Hintergrund heraus entstand der Freundschaftskreis Ménétreux/Büdesheim.

 

Mitte des Jahres 1978 wurde der Dirigent Philipp Braden 72-jährig in den Ruhestand verabschiedet, und wegen seiner Verdienste um die Kirchenmusik zum Ehrendirigenten ernannt. Kapellmeister Rudi Lorenz, Musiker beim Landespolizeimusikkorps Rheinland-Pfalz, übernahm jetzt die Stelle des Dirigenten.

 

lm Jahre 1979, zum 60-jährigen Jubiläum, veranstaltete die Katholische Kirchenmusik zum ersten Mal ein Konzert in der Turnhalle, was vom anwesenden Publikum begeistert aufgenommen wurde. Das nun jährlich wiederkehrende Konzert konnte sich mit der Zeit zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens in Büdesheim entwickeln.

 

1981 verkaufte die katholische Pfarrgemeinde das Vereinshaus, das bis dahin Probenraum für die Kirchenmusik war. Sein neues Domizil fand der Verein im neu gebauten Pfarrzentrum.

 

Die Freundschaft eines Teils der Kirchenmusiker zur Gemeinde Ménétreux machte sogar im April l985 ein Konzert in Frankreich im Hôtel de ville in Venarey-Les-Laumes möglich.

 

1988 feierte Clemens Leitsch sein 25-jähriges Jubiläum als 1. Vorsitzender der Katholischen Kirchenmusik. Hierzu wurden ihm zahlreiche kirchliche und weltliche Ehrungen zuteil. Leider verstarb er im März 1989, viel zu früh, an den Folgen einer schweren Krankheit. Die Führung des Vereins lag nun, zunächst kommissarisch, dann als 1. Vorsitzenden in den Händen von Achim Schmitt, der nun einen Neuaufbau einleiten musste. In Erinnerung an Clemens Leitsch, sowie den ebenfalls allzu früh verstorbenen langjährigen Bassisten Fritz Kruger, gab die KKM 1990 erstmalig ein Kirchenkonzert, welches jährlich wiederkehrend zu einem weiteren musikalischen Höhepunkt im Jahresablauf geworden ist.

 

Bei der Generalversammlung im Mai 1992 übernahm Frank Schomburg den Vereinsvorsitz.

 

Frank Schomburg behielt den Vereinsvorsitz bis ins Jahr 1996 inne, wo er dann von Richard Pletz wieder abgelöst wurde. Leider ist es nicht möglich im Jahr 1999 ein Kirchenkonzert durchzuführen, da die Teilnahme der Musiker an Proben und Auftritten zu wünschen übrig lässt.

 

Ein einschneidendes Ereignis für den Verein war wohl der Rücktritt des langjährigen Dirigenten Rudi Lorenz nach 21 Jahren. Am Jahreskonzert wurde er offiziell verabschiedet und für seine über 20jährige Arbeit als Dirigent der Katholischen Kirchenmusik Bingen-Büdesheim seitens des Vereins, der Gemeinde und des Diözesanverbandes geehrt.

 

Thomas Gruhn, Nachfolger von Rudi Lorenz, versuchte nun die KKM wieder in einen Aufwärtstrend zu versetzen, aber mit wenig Erfolg und somit wurde bereits im Herbst -nach nicht mal einem Jahr- wieder ein Dirigentenwechsel notwendig. Erst kommissarisch übernimmt Holger Metzler das Amt und wird dann im Frühjahr 2001 nach mehreren Probedirigaten durch die Musiker offiziell zum Dirigenten gewählt. Holger Metzler kam aus den Reihen der aktiven Musiker, er studierte an der FH in Büdesheim.

 

Unter seiner Leitung konnte das musikalische Niveau des Vereins wieder nach vorne gebracht werden. Um die Zukunft des Vereins zu sichern wurde durch seine Initiative eine Werbeaktion für Nachwuchsmusiker im Pfarrzentrum veranstaltet und im Jahr 2002 ein Jugendorchester gegründet.

 

Im gleichen Jahr gibt es wieder einen Wechsel an der Spitze des Vereins und Stefan Bappert wird durch die Vollversammlung zum Vorsitzenden gewählt.

 

Im Jahre 2003 übernimmt Franz Josef Baumgärtner die Leitung des Jugendorchesters. Im gleichen Jahr werden die Aktiven Musiker Karl Kau für 30 Jahre und Heinrich Frey (lange Jahre musikalischer Leiter bei den Fastnachtssitzungen) für 55 Jahre aktives Musizieren geehrt und zu Ehrenmitgliedern ernannt.

 

Nachdem Stefan Roos zwei Jahre lang 2. Vorsitzender des Vereins ist, wird er bei der Generalversammlung im Frühjahr 2004 zum Vorsitzenden gewählt. Ebenso übernimmt er nach dem Rücktritt von Baumgärtner das Jugendorchester als Dirigent.

 

Um das Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit zu wahren werden im Jahre 2005 neue Uniformen angeschafft. Im gleichen Jahr kommt eine neue Aufgabe für den Verein hinzu, es gibt erstmals in Büdesheim den Nachtumzug am Fastnachtsamstag.

 

Holger Metzler verlässt als Dirigent die KKM und Ulrich Bergjohann wird Nachfolger.

2006 wird Peter Josef „Pat“ Pertgen, Jahre lang Mann an der Pauke, am Jahreskonzert im November zum Ehrenmitglied ernannt. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er an diesem Konzert nicht anwesend sein und die Ehrung fand bei ihm zu Hause statt. Nur wenige Wochen danach verstarb er.

 

Ein großer Schritt in Richtung Nachwuchsförderung gelingt durch die Gründung einer Bläserklasse welche mit 25 Neumusikern, darunter 4 Erwachsenen, unter der Leitung von Ulrich Bergjohann startet. Finanziell möglich wurde die Anschaffung der nun vielen benötigten Instrumente durch die Ehrenamtsförderung der Kreisverwaltung.

 

Im gleichen Jahr findet erstmals ein Jugendkonzert im Frühjahr statt. Im Pfarrzentrum, bei kostenlosem Eintritt, Kaffee und Kuchen, präsentiert sich die musikalische Früherziehung, einzelne Instrumentalschüler teils als Solisten oder mit ihren Lehrern, sowie als Abschluss das Jugendorchester. Dieses Konzert fand regen Anklang und etablierte sich als fester Termin im musikalischen Jahreskalender.

 

2009 übernimmt Herr René Bauer als Dirigent das Orchester, wo er 2012 von Daniel Hecht abgelöst wird. Für die Musiker werden, passend zu den bestehenden Uniformen, Westen in der gleichen Farbe angeschafft.

 

Im Jahre 2013 gibt es den nächsten Wechsel in der Stabführung und Tom Moschitta übernimmt ab Juni das Amt des Dirigenten.

 

2015 übernimmt der Vorsitzende und Dirigent des Jugendorchester Stefan Roos, der bereits seit 2012 die musikalische Leitung der Fastnachtskapelle innehat, auch die Leitung des Orchesters.

 

Nach langen, immer wiederkehrenden Überlegungen wird nun erstmals im gleichen Jahr das Jahreskonzert im Frühjahr durchgeführt und das Kirchenkonzert im Advent.

 

Neben Auftritten am Pfarrfest, Feuerwehrfest und anderen Gelegenheiten, ist das Jugendorchester erstmals auch karnevalistisch 2016 im Rennen und begleitet die Nachwuchssitzung vom TUS.

 

Im Frühjahr 2016 wird ein drittes Orchester gegründet, das sogenannte Miniorchester als Vorstufe zum Jugendorchester, ebenfalls unter der Leitung von Stefan Roos. Dieses Orchester diente dazu, die jungen Musiker sehr früh an das Zusammenspiel in der Gruppe heranzuführen. Somit konnte sich das Miniorchester nach nur wenigen Wochen bereits am Jugendkonzert präsentieren.

 

Da im bestehenden Jugendorchester mehrere Instrumentengruppen nicht besetzt waren, welche aber im Miniorchester ausreichend vorhanden waren, entschloss man sich im Jahre 2018 das Miniorchester mit dem Jugendorchester wieder zusammenzuführen.

 

Die Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2019 finden Sie hier.

 

Mit Beginn der Corona-Pandemie werden ab Mitte März 2020 alle Proben und Auftritte eingestellt. Ab Anfang Juli wird der Probebetrieb (zunächst im Freien) wieder aufgenommen.